Hallo Forum,
hiermit möchte ich ein Brauprojekt zur Diskussion stellen.
Ich bin seit einem halben Jahr am Brauen und ein Bierstil, der mich besonders interessiert, ist die Lambic-Brauerei.
Auslöser dessen war eine Flasche St. Louis Kriek, die ich getrunken habe und welche ich, bis auf die Süße, die ich als zu stark empfand, sehr lecker fand.
Da ja traditionelles Kriek immer als sehr trocken beschrieben wird, ging ich rasch ans Werk und habe einen entsprechenden Sud nach Hanghofer angesetzt in der Annahme, daß dies meine Geschmackserwartung trifft.
Inzwischen habe ich sämtliche Lambic-Fachliteratur studiert, ein Kilo gealterten Doldenhopfen angeschafft, mich über Pflege und Gebrauch von Holzfässern informiert und das "Babblebelt"-Forum mit großem Interesse hoch- und runtergelesen.
Eigentlich alles ok bis auf den Punkt, daß ich vor einigen Tagen an eine Flasche Cantillon geraten bin, die ich zusammen mit meiner Freundin verköstigt habe. Unsere einhellige Meinung war:
Buäh! Astringierend Essigartig und unangenehm Sauer.
Ich bin also in der seltsamen Lage, mich sehr für einen Bierstil zu interessieren, dessen vollendete Form mir nicht zusagt! Was also tun? Ich könnte mich in das äußerst komplizierte Gebiet des Lambic-Verschneidens einarbeiten um in einigen Jahren meinen perfekten Geschmack zusammenmischen zu können.
Stattdessen denke ich über folgende Strategie nach, die ich hiermit zur Diskussion stellen möchte.
Ziel soll es sein, ein erfrischendes Fruchtbier zu brauen, das geschmacklich Charakterzüge von Kriek, wie einen wahrnehmbaren Geschmack nach Milchsäure und die typischen Brett-Aromen enthält, aber eher unaufdringlich (z.B. wie ein trockener Sekt) als Sommergetränk daherkommt.
Ich würde folgendermaßen vorgehen:
-Maischen und Läutern würde ich, wie gehabt, nach Hanghofers Rezept
-Ansetzen einer Milchsäuregärung (wie bei Berliner Weiße) über 1-2 Tage bis diese wahrnehmbar/zufriedenstellend ist.
-Hopfenkochen und Anstellen der Würze mit einer beliebigen, obergärigen Hefe.
-nach der Hauptgärung Zugabe von 200gr/l pürierter, frischer Kirschen und Zugabe von Brettanomyces-hefen, z.B. aus Orval-Resten.
Warum sind die reinen Brett- Hefen von Wyeast eigentlich so sauteuer im Vergleich zum Lambic-Blend?
-"Nachgärung" von ca. 1/2 Jahr bis sich der Brettanomyces Charakter (hoffentlich) einstellt.
-Aufspeisen mit Zucker und Champagner-Hefe zur Nachkarbonisierung; evtl. Zugabe von unvergärbarem Zucker (z.B. Milchzucker) für eine gewisse, kontrollierte Restsüße.
Was haltet Ihr davon?
beste Grüße, arne
Bier - Der Ursprung und die Lösung aller Lebensprobleme! (Homer Simpson)