So geht es also auch.
Ja, schön war's in der Schweiz. Und so ganz anders als bei irgendwelchen HHBT. Bei der SIOS-Trophy steht eben das Bier (vor allem das zu verkostende ) im Vordergrund und nicht das Rahmenprogramm.
Um 6.55 Uhr saß ich im Auto, unterwegs zu meiner ersten SIOS-Trophy und damit schon etwas zu spät, um es bis 9.00 Uhr zu schaffen, aber die Nacht war etwas kurz und Richi hatte mir die Möglichkeit angeboten, auch "fliegend" einzusteigen - als Ausländerbonus, sozusagen. Trotz einiger Unklarheiten über die Strecke hatte ich es dann aber bis etwa halb 10 geschafft. Schnell habe ich noch meine Biere abgegeben und nach ein paar einführenden Worten von Richi ging's dann schon los mit der ersten Degustationsrunde. Hier saß man in Dreiergruppen nebeneinander an Tischen, bekam die Biere in klaren Plastikbechern und durfte sich sogar unterhalten. Ist man das Verkosten beim VHD gewohnt, mag einen das etwas befremden, aber ganz verkehrt finde ich es nicht. Gewiß kann man sich gegenseitig etwas beeinflussen, allerdings hat sich gezeigt, daß die Ergebnisse der unterschiedlichen Verkoster teilweise doch sehr unterschiedlich waren; ich denke, die meisten haben es geschafft, sich ein eigenes Urteil über die Biere zu bilden. Da alle Anwesenden auch verkostet haben, bestand die Jury aus stolzen 36 Menschen, das fand ich schon überragend. Zur SIOS-Trophy kommen die Leute also um des Bieres willen, hier geht es ums Verkosten und nicht um irgendwelche Ausflüge, hier wird nicht zum hundertsten Mal eine Brauerei besichtigt, sondern probiert, was die anderen gebraut haben. Würde man die Bierverkostung bei den HHBT derart gestalten und als festen Programmpunkt verpflichtend mit einbauen, hätten wir riesige Jurys und müßten die einzureichenden Biere nicht auf eines pro Person beschränken. Vormittags hatte ich das große Glück, in der Pale-Ale-Gruppe zu sein, hier gab es sehr interessante, qualitativ hochwertige Biere zu verkosten (auch meine eigenen ;-)).
Nach einem reichhaltigen Mittagessen und noch einer kleinen Pause ging's dann weiter mit der zweiten Degustationsrunde, bei der die Verkostergruppen neu gebildet, also die selben Biere von anderen Menschen verkostet wurden. Leider kam ich etwas zu spät, um mir wieder eine interessante Kategorie aussuchen zu können und mußte mich dann mit der für mich langweiligsten (allerdings zum Verkosten auch anspruchsvollsten) Biersorte, dem hellen Lagerbier, begnügen. Hier war die Qualität bedauerlicherweise in den meisten Fällen längst nicht so hoch, wie bei den Pale Ales. DMS ist nicht so mein Fall.
Im Anschluß an die Verkostung gab es etwas Freizeit, die ich für einen kurzen Spaziergang bei schönstem Wetter und einen Besuch im SIOS-Brauladen nutzte. Ein toller Laden, übrigens, so einen hätte ich auch gern in meiner Nähe, und Dank des aktuellen Wechselkurses waren die Sachen gar nicht mal so furchtbar teuer. Kurz war ich auch versucht, etwas Malz mitzunehmen, aber mein Lager ist noch voll, und da ich wohl demnächst umziehen werde, sollte ich ja eher abbauen. Nach dem Spaziergang gab's noch ein Ittinger in der Sonne und dann ging's zur Bekanntgabe der Ergebnisse, was dann allerdings doch etwas später begann. In der Zwischenzeit konnte man aber verschiedene Faßbiere probieren, unter anderem ein extrem leckeres Stout.
Die Preisverleihung verlief dann trotz der 8 Kategorien sehr zügig. Es wurden auch nur die ersten Plätze verlesen und 4 der Sieger waren gar nicht persönlich anwesend. Die Bewertungslisten, die auch auf sios.ch veröffentlicht sind, hingen im Anschluß aus, so konnte man sich einen guten Überblick über die eigene Leistung verschaffen. Mein Bockbier landete etwas abgeschlagen auf dem vorletzten Platz (was ich schon vermutet hatte, da manche Flaschen mittlerweile deutliche Tendenzen einer Fehlgärung zeigten). In der Kategorie Pale Ale hatte ich zwei IPAs aus einem Sud eingereicht, die ich mit unterschiedlichen Hefen vergoren hatte, das mit Wyeast 1007 vergorene erzielte den zweiten Platz, das andere - mit Lesaffre S04 - den vierten, was meine Meinung über diese Biere bestätigte. Den ersten und dritten Platz machte Raphael Mettler von der Brasserie Trois Dames, der wohl zur Zeit überall abräumt - im Falle seines Pale Ales sicher auch sehr verdient, das war schon ein richtig guter Stoff.
Nach einer Stunde Pause ging es dann mit dem Abendessen weiter. Dabei und danach gab es die dritten Flaschen der eingereichten Biere zu trinken, hier war auch wieder viel leckeres und interessantes dabei - allerdings helles Lager mochte ich keines mehr trinken.
Mit der Zeit wurde die Gesellschaft kleiner und kleiner bis nur noch vier übrig waren, die sich dann in Richis Braubunker aufmachten, um dort noch ein paar letzte Schlucke zu nehmen, um drei war es dann aber wirklich genug, und wir verabredeten uns für halb zehn zum Frühstück.
Nach Frühstück und Gesprächen ging's dann auch schon auf die Heimreise. Etwas kurz war's, aber sehr schön, und der VHD könnte sich die eine oder andere Scheibe abschneiden. Ich werde da sicher wieder mit dabei sein.
Gruß, Alex.
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