Hobbybier ausschenken, war: Sommerfest 2011

So wie ich es verstehe, muss man Bier, dass man außerhalb des Haushaltes ausschenkt versteuern.
Ich mach das auch so, das sind dann bei 50 Liter je nach Stammwürze ca 3 Euro und eine Briefmarke für das Formular verschicken.
Natürlich ist das absolut lächerlich.
Aber der bearbeitende Beamte muss sich richtig doof vorkommen und wenn das jeder machen würde, hätten wir vielleicht schon längst eine vereinfachte Regelung (z.B. Mengen bis 50 Liter sind immer steuerfrei, egal was man damit macht).
Außerdem bin ich etwas paranoid bei so Sachen und es gibt viele Deppen da draußen und wer weiß, wer bei ner Geburtstagsparty von nem Kumpel z.B. alles auftaucht und meint, ihn geht alles was an.

Stefan

OK, also hier weiter. Danke David, dass du das getrennt hast, hatte mit eurem Sommerfest nicht wirklich was zu tun, interessierte mich aber.

Also, ich braue Bier und bislang haben das die in den Genuss gekommenen Gäste positiv bewertet. Nun möchte ich den Wunsch eines Freundes bedienen, für seinen Geburtstag bei mir für seine Bleibe Bier zu machen. Dann bin ich automatisch steuerpflichtig, richtig? Hier bei brauherr.de steht ja auch zu lesen, dass man seine Erklärung möglichst detailliert erstellen soll, damit der Amtsrat sein Auskommen hat und wir uns keiner Schuld bewusst werden. Machen das alle hier? Nur zur Info: ich bin selbst Bundesbeamter und weiß um die Notwendigkeit von Vorgängen, aber die paar EUR Biersteuer machen doch wirklich kein Amt mehr fett, oder?

Information am Rand: die letzte Meldung meinerseits, in 2011 Bier unter 200l brauen zu wollen, wurde vom Zollamt Hannover beantwortet, nicht mehr Lüneburg, das für mich offenbar bislang zuständig war. Das zeugt doch von verschlankten Strukturen beim Amt, oder? :-)

Prost Zollamt! Das Maibock schmeckt und wirkt.
Achim

Meine unverbindliche und nur teilweise durch Fakten unterlegte Sicht der Rechtslage ist diese: Ich braue für den Eigenbedarf. Das ist erlaubt. Eine rechtliche Definition, die "Eigenbedarf" mit "selber trinken" oder "nur an Blutsverwandte abgeben" gleichsetzt, ist mir nicht bekannt. Ich kann zum Trinken auf meine Rechnung einladen, wen ich möchte, zumindest solange dies keinen gewerblichen Rahmen hat.

Als ich mal eine Zolltante diesbezüglich um ihre Einschätzung bat, befand die, daß die unentgeltliche Abgabe an (wie im konkreten Fall geplant) "entferntere Bekannte" eine sogenannte "zweckwidrige Verwendung" sei und ich deswegen den üblichen ermäßigten Steuersatz anzusetzen hätte (sodaß mich das Verschenken dann etwa 27 Cent oder so kostete).

Ich vermute daß der größte Denkfehler in diesem Zusammenhang die Verquickung der drei Rechtsthemenbereiche "Gewerbe", "Lebensmittelherstellung" und eben "Steuern" ist. Will sagen: Wenn wir mit unserer (an einem Stand an dem zufällig auch eine Spendenbox für die Förderung des Hobbybrauwesens stand) verschenkten Plempe alte Rentner ins Koma treiben, mag das strafbar sein, aber sicher nicht aus Sicht des Zollamts.

Ich muss mich noch mal korrigieren.
Wenn ich es richtig weiß, ist das Herstellen der Würze steuerlich unrelevant, man könnte ja auch Malzbier brauen.
Ernst wird es erst, wenn mit Hefe angestellt wird. Die Biererzeugung ist eigentlich der Ort, an dem vergoren wird.
Wenn man jetzt in Kelheim braut, und daheim erst anstellt, sollte das ok sein.
Ob das eigene Auto zum Haushalt gehört, wär auch ne spannende Frage. Man könnte ja während der Heimfahrt die Hefe zugeben.
Mal ehrlich: Die momentane Regelung ist nicht richtig durchdacht und gerade so Sonderfälle wie die Würze spazieren fahren wurde sicher nicht bedacht.

Bei hobbybrauer.de wurde mal einer vom Nachbar angezeigt, und da kam dann auch wirklich Besuch am Brautag. Der konnte aber alles genau nachweisen und hatte den Sud angemeldet.
Ihm wurde gesagt, dass so was mehrere hundert Euro Strafe und Gebühren kosten würde, vorausgesetzt das Verfahren wird überhaupt eingestellt (das ist ein Steuervergehen).
Ziemlich krass.

Stefan

Hi Achim,

mal ne ganz bescheidene Frage: Warum rufst du nicht einfach bei deinem HZA Mitarbeiter an schilderst was du gerne machen möchtest? Die Durchwahlen stehenn bei mir zumindest auf den entsprechenden Antwortschreiben des HZA.
Ich denke das ist der einfachste Weg. Und von wg "schlafende Hunde wecken" sehe ich hier nicht. Du hast ja noch nicht dafür gebraut und ggf. läßt du dein Vorhaben einfach fallen ;-).

Gruß Torsten

So und ich kann Vollzug melden, jedenfalls fast. Das Formular beim Zoll hat die Nr. 2075 und ich gebe dort die entsprechenden Daten ein, kreuze "Herstellung ohne Erlaubnis" an, rechne die Steuer aus (bei mir ganze 1,73 EUR für 28L) und überweise den Betrag ans Zollamt, nachdem ich die Erklärung ans Amt geschickt habe.

Diese Information hat mir der freundliche Zollmitarbeiter per Mail gegeben und nun kann ich ruhigen Gewissens mein Bier verschenken. Die Formalien werde ich dann morgen erledigen. Danke allen Hinweisgebern.
Achim

Aus aktuellem (nicht bierbezogenen) Anlaß muß ich mich echt noch mal auskotzen über das Thema.

Zitat Achim Grabbe:

ist das legal?

Zitat:

Herstellung ohne Erlaubnis

"Darf man das?" Diese deutscheste aller Fragen ist für mich der Grund, warum es überall auf der Welt besser vorangeht als hier und man selbst in Island am hintersten Ende der Vulkanwüste heutzutage problemlos 10 Mbit über Funk bekommt. Ich kann es nicht mehr hören. Anstatt zu denken "Wie können wir was wagen und vorankommen?" denkt der Deutsche echt immer erst mal "darf man das denn". Egal was du wem erzählst über Pläne die du hast, die erste Frage ist nicht "prima, wie willst du vorgehen?" sondern "darf man das denn?". Es ist zum erbrechen.

Zitat Boludo:

wurde mal einer vom Nachbar angezeigt

Genau, und im Zweifelsfalle gilt: Melden macht frei. Wenn ich schon nicht, dann der andere aber bitteschön auch nicht. Ordnung muß schließlich sein. Wo kämen wir denn dahin. Da könnte ja jeder.

Zitat:

Auf meinem eigenen Grundstück

Genau! Und bevor ich zwei Flaschen Eigenbräu mitnehme für einen Kumpel und mich, die wir unterwegs trinken wollen, muß ich zunächst rückwirkend einen Antrag stellen und eine Säumnisgebühr entrichten.

Himmel, hilf.

Zitat:

Ziemlich krass.

Ziemlich krank, würde ich sagen. Jedenfalls, wenn man mal das Hirn einschaltet.

Sorry, Jungens. Das mußte mal raus. Habe wie gesagt gerade von verschiedenen Fällen im Bekanntenkreis gehört, die ähnlich krank sind, aber hier nicht hergehören (außer eben in dem Zusammenhang).

Du hast natürlich recht, David, ich bin völlig deiner Meinung. Nur, weil wir die Gesetze haben die wir haben und ich schlecht was dran drehen kann, füge ich mich diesen Gesetzen. Da immer jemand sagen kann: "darf man das, da könnte ja jeder kommen, wo kämen wir hin etc." und dich beim Amtsrat anschwärzen will, bewege ich mich lieber auf der sicheren Seite. Zumal ich als Bundesbeamter viel zu verlieren habe, sollte ich mich eines Steuervergehens schuldig machen (und 1,73 EUR bringen mich nicht um meine warme Mahlzeit).

Auf der anderen Seite erlebe ich ständig, dass die Leute den Kopf schütteln, wenn ich von manchen Dingen berichte, wie Bierbrauen, Armbrüste mit Ziellaser konstruieren, Whiskybrennen etc. Dann wird man zuerst gefragt, lohnt das, darf man es, wozu ist das gut? Meine Antworten je nachdem: weil ich Bock drauf habe, weil ich's kann oder einfach mal probieren wollte. BTW: meine Whiskyausbeute im selbst ausgehöhlten Ast von Mutterns Eiche vorm Haus betrug satte 16 Milliliter, was in knapp 5 Jahren durch Wasser auf Trinkstärke verdünnt um die 30 ml ergeben wird. Ist das irre? Ja, ich schätze schon, aber es hat Spaß gemacht und meine Neugier befriedigt.

Oder das Oszilloskop, das ich aus 400 LED und vielen anderen analogen Bauelementen zusammengelötet habe, das ist völliger Irrsinn und nutzlos noch dazu, aber es hat eine Menge Spaß gemacht, zu sehen dass die eigene Konstruktion funktioniert, obwohl das Scheitern hinsichtlich der Nutzbarkeit von vorn herein gegeben war.

Und genau das ist anders beim Brauen: der Nutzen ist unmittelbar gegeben. Der Aufwand ist groß, aber das Ergebnis so nicht mit käuflichen Produkten zu erziehlen und für diesen Genuss treibe ich gern etwas mehr Aufwand. Himmel, ich habe mal zwei Tage lang an einer Tomatenconsommè herumgekocht, mit Eiweiß zur Klärung und Kühlzeiten ohne Ende etc. Und, hat sie geschmeckt? Ja, hat sie, aber der Aufwand im Vergleich zum Ergebnis war wie beim Hausbräu immens. Warum ich nicht öfter Tomatensuppe koche, liegt daran dass die Ausbeute bzw. der Ausstoß in diesem Kontext zu gering ist. Beim Bier habe ich viele Abende lang meinen Genuss, die Suppe ist schnell gelöffelt :-)

Um nochmal zum Grundthema zurück zu kommen: soeben habe ich die Formalien erledigt und kann damit mein Bier ohne Bammel weggeben.
Achim